Gesunde Gemeinde?
Am Dienstag, den 7. Mai 2024 hat uns die Gemeinde in ihrem Jubel-WhatsApp-Kanal darüber informiert, dass sie am 29. April 2024 eine Auszeichnung im Rahmen des Tut-gut-Galaabends als „Gesunde Gemeinde“ erhalten hat. Begründet wurde das unter anderem mit einem umfassenden Angebot an Allgemeinmedizinern, Fachärzten, Therapeuten und Gesundheitsdienstleistern.
Konträr zur Jubelmeldung der Gemeinde waren die Presse- und Medienberichte an den Folgetagen: „Gesundheit am Kipppunkt – Die Zweiklassenmedizin hat ein dramatisches Ausmaß erreicht. Trotz wachsender Bevölkerung gibt es immer weniger Kassenärzte.“ Das war eine der Schlagzeilen der Kronen-Zeitung vom 10. Mai 2024. Auch der ORF berichtete ausführlich über das Thema.
Anlass war eine parlamentarische Anfrage der SPÖ „betreffend sinkende Versorgungssicherheit und Beförderung der zwei Klassenmedizin seit der Schwarz-Blauen Kassenzerschlagung“.
Österreich gehört zu den EU-Ländern mit den höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit, der Anteil der Finanzierung aus Selbstzahlung und freiwilligen Versicherungen ist dabei allerdings auch überdurchschnittlich hoch. Die Steigerungsraten der Aufwendungen der Sozialversicherungen für die Abgeltung von Leistungen von Wahlärzten liegen seit Jahren über jenen für Vertragsärzte. Besonders in den Fächern Psychiatrie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Haut- und Geschlechtskrankheiten sind die Wahlarztleistungen überdurchschnittlich hoch.
Es stellt sich nun die Frage, ob man besonders stolz darauf sein kann, in einer kleinen Gemeinde wie Maria Anzbach eine derart hohe Dichte an Wahlärzten zu haben. Macht die ÖVP vielleicht nur Politik für Betuchte? Wir können uns nur schwer vorstellen, dass es allen Gemeindebürgerinnen und -bürgern leichtfällt, 150 bis 200 €, für manche mehr als 10 Prozent eines Monatseinkommens, für einen Wahlarzttermin auf den Tisch zu legen und monatelang auf die Refundierung durch die Sozialversicherung zu warten.
Zwei schwarz-blaue Regierungen haben mit ihrer Abrissbirnenpolitik eine der wichtigsten Säulen unseres Landes beschädigt. Und so steht heute jemand, der sich den Besuch bei Privatärztinnen oder -ärzten nicht leisten kann, vor der Situation, viel zu spät oder gar nicht behandelt zu werden. SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler hat mit seinem Team 24 Ideen für Österreich entwickelt, das Thema Gesundheit nimmt darin einen wichtigen Platz ein.